Weideschlachtung und Hofschlachtung in Österreich
Für viele bewusste Konsumentinnen und Konsumenten ist eine artgerechte Tierhaltung das Um und Auf beim Fleischeinkauf. Aber auch das Bewusstsein für eine stressfreie Schlachtung der Tiere wächst. Wenn möglich, sollte die Schlachtung direkt am Hof erfolgen und möglichst stressfrei für das Tier sein. Das ist nicht nur aus Respekt den Tieren geschuldet, sondern auch wichtig für die Qualität des Fleisches.
Was es mit der Hofschlachtung in Österreich auf sich hat und wie unsere Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern auf nahgenuss den Tieren auch bei der Schlachtung möglichst viel Wertschätzung entgegen bringen und unnötiges Leid ersparen, erfährst du in diesem Blogartikel.
Die Weideschlachtung ist in Österreich verboten.
Warum werden in Österreich die Tiere nicht am Hof geschlachtet?
Zuerst einmal eines vorweg: Den Bäuerinnen und Bauern liegt eine möglichst stressfreie Schlachtung besonders am Herzen. Schließlich sind sie es, die Monate und Jahre mit den Tieren am Hof verbringen. Ein langer Transport und Todesängste wünscht kein Bauer seinen Tieren. Am idealsten wäre natürlich deshalb eine Hofschlachtung - sprich das Tier muss den Bauernhof nie verlassen und wird in seiner gewohnten Umgebung geschlachtet.
Von Weideschlachtung spricht man, wenn ein Tier direkt auf der Weide geschlachtet wird. Eine Hofschlachtung findet direkt am Hof statt. Hier hat der Landwirt einen eignen Schlacht- und Verarbeitungsraum und die Tiere müssen den Hof nie verlassen.
Eine Hofschlachtung ist in Österreich nur unter strengen Auflagen möglich. In Deutschland dagegen ist auch eine Weideschlachtung zumindest für Rinder unter strengen Auflagen erlaubt. In Österreich müssen Tiere lebendig für die Schlachtung in den Schlachtraum gebracht werden. Eine Hofschlachtung in Österreich ist momentan deshalb nur möglich, wenn der Bauer einen eigenen Schlachtraum am Hof hat. Der Neubau eines Schlachtraumes kostet aber meist über 100.000 Euro. Da oft nur wenige Tiere im Jahr geschlachtet werden, ist dies für die meisten Landwirte keine Option. Ein eigener Schlachtraum ist meist dann am Hof zu finden, wenn dieser bereits bei einem vergangenen Umbau/Zubau berücksichtigt wurde oder bei größeren Direktvermarktern.
Seit 2021 besteht die Möglichkeit Tiere am Herkunftsbetrieb unter bestimmten Bedingungen zu schlachten, ohne selbst einen Schlachtraum einrichten zu müssen.
Bei der Schlachtung am Herkunftsbetrieb ist eine mobile Einheit - zum Beispiel ein spezieller Anhänger - erforderlich. Darin finden Entblutung und Transport der Schlachttiere zu einem Schlachthof statt, wo dann die weitere Verarbeitung erfolgt.
Wie und wo schlachten die Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern auf nahgenuss?
Die Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern auf nahgenuss sind meist sehr kleine Betriebe und vermarkten im Jahr manchmal nur wenige Tiere. Die meisten Bauern suchen sich deshalb einen Partner in der Nähe, der die Tiere schlachtet. Das kann entweder die örtliche Fleischerei sein oder ein anderer Landwirt in der Nähe, der einen Schlachtraum am Hof hat. Viele Bauern füttern die Tiere ein paar Tage vorher am Anhänger, damit diese den Anhänger bereits kennen und es zu keinem Stress beim Verladen kommt. Wichtig ist auch, dass die Bäuerin oder der Bauer das Tier selbst zum Schlachten bringt. Die Tiere kennen den Bauern und bleiben somit ruhig. Und es gibt auch einige Bauern auf nahgenuss die am Hof einen eigenen Schlacht- und Verarbeitungsraum haben und somit eine besonders stressfreie Hofschlachtung durchführen können. Genauere Infos dazu findest du in den einzelnen Profilen der Bäuerinnen und Bauern.
Folgende Bio-Höfe auf nahgenuss haben einen eigenen Schlacht- und Verarbeitungsraum direkt am Hof:
Letztes Update der Liste: 12.1.2024
- Charolaishof Tröstl (Gänse), NÖ
- Biohof Ederer, STMK
- Biohof Ellersbacher, STMK
- Biohof Hanserl im Buch, OÖ
- Biohof Haaspeter, STMK
- Biobetrieb Hausmühle, NÖ
- Biohof Krautgartner, STMK
- Biohof Kalchrieger, STMK
- Biohof Kreuzeder, OÖ
- Lamplgut, OÖ
- Lomo Alto, OÖ
- Biohof Lechner, OÖ
- Biohof Mascherbauer, OÖ
- Pichler Bio Hühner, STMK
- Pur Naturhof, STMK
- Biobetrieb Ranftl, STMK
- Biohof Unterlinden, S
- Verein PAN Natur, NÖ
- Biohof Zodlhofer, NÖ
- Lomo Alto, OÖ
- Biohof Mittmannsgruber, OÖ
- Schattbachbauer, Sbg
- Grießhof, NÖ
- Biohof Kleinrath, NÖ
- Biohof Unterer Moser, KTN
- Erwins Bio- Bergbauernhof an der Rax
- Bio Yak Hof der Familie Höll, Sbg
- Biohof Duller-Sumnitsch, KTN (Hühner)
- Bio-Schobehof, KTN
- Biohof Moritsch, KTN
- Biohof Bernsteiner, NÖ
- Erwins Bio- Bergbauernhof an der Rax, NÖ
- Büffelhof Forthofer | Büffelfleisch
- Spallenhof, VBG
Bei der landwirtschaftlichen Haltung von Wild ist der Weideschuss erlaubt. Hier werden also die Tiere ohne Stress direkt auf der Weide erlegt und anschließend im eigenen Verarbeitungsraum zerlegt und verpackt. Folgende Betriebe auf nahgenuss halten Wild:
Ein Vorreiter: Der Labonca Biohof baute das eigene Schlachthaus direkt auf die Weide.
Gibt es Pläne in Zukunft eine Hofschlachtung oder Weideschlachtung zu erlauben?
Es gibt mehrere Projekte die sich für die Möglichkeiten einer Hofschlachtung und Weideschlachtung einsetzen. Ein wichtiger Vorreiter war der Labonca Biohof mit seinem Weideschlachthaus. Auch Josef Zotter kämpft für die Zulassung der Weideschlachtung.
Auch an der Entwicklung und Zulassung von mobilen Schlachthöfen wird gearbeitet. Ein Schlachthof der zum Bauern kommt ist besonders für kleine Landwirte optimal. Seit 2021 ist dies möglich.
In der Steiermark gibt es eine Gruppe an mutigen Bio-Bergbauern die sich für die Möglichkeit einer Schlachtung am Hof erfolgreich einsetzten. Diese haben extra dafür einen mobilen Schlachthof entwickelt und kämpften erfolgreich für dessen Genehmigung. Die Initiative „Stressfrei Schlachten" kann man hier unterstützen.
Beitrag des Südwestrundfunks: Weideschlachtung auf der Alb.
Kennst du eine Initiative oder Personen, die sich für die Hof- und Weideschlachtung einsetzen? Beteilige dich an der Diskussion rund um die Hofschlachtung und schreibe unten ein Kommentar dazu.