So zerstört die Verwendung von Soja-Tierfutter den Regenwald
Der Anbau von Soja in Südamerika - und dessen Import nach Europa - ist ein riesiges Problem für unsere Umwelt. Doch nicht die Tofu-essenden Vegetarier und Veganer verursachen die große Nachfrage nach Soja: Es ist die hohe Produktion von Billigfleisch aus Massentierhaltung. Wir füttern unser Vieh mit genmanipuliertem Soja aus dem Regenwald. Warum Bio-Fleisch der Vorzug zu geben ist.
Die weltweit steigende Nachfrage nach Fleisch und Milch hat in den letzten Jahrzehnten einen wahren Soja-Boom ausgelöst. In Österreich werden jährlich bis zu 550.000 Tonnen Soja importiert - dabei zählt Österreich schon zu den Vorreitern von regional und biologisch angebautem Soja in Europa. In die Europäische Union wurden 2017 knapp 35 Millionen Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot aus Nord- und Südamerika importiert - 68 Kilogramm für jeden EU-Bürger.
Da Soja viel Eiweiß enthält und sich günstig anbauen lässt, ist es das ideale Futtermittel für die billige Viehzucht. Diese ist seit dem BSE-Skandal auf eiweißreiches Kraftfutter aus dem Ausland angewiesen. Vor allem Schweine und Geflügel aus Massentierhaltung werden heute intensiv mit importiertem Sojaschrot (Sojamehl) gefüttert.
Über 90 % der Sojapflanzen in Nord- und Südamerika sind übrigens genmanipuliert. Während gentechnisch veränderte Lebensmittel in der EU als solche gekennzeichnet sein müssen, muss Fleisch von Tieren, die mit Gen-Soja gefüttert wurden, keinerlei Kennzeichnung tragen. Wer dieses Fleisch isst, isst also in den meisten Fällen Gen-Soja mit.
Die weltweite Verwendung von Soja: 80 % für Tierfutter
Laut WWF-Statistik werden ca. 80 Prozent des importierten Sojas weltweit als Viehfutter verwendet. Das restliche Fünftel wird zu Agrar-Treibstoffen, Margarine und Soja-Lebensmitteln wie Tofu oder Sojamilch verarbeitet. Die erzeugte Menge von Sojafutter hat sich in den letzten 50 Jahren verzehnfacht, während sich unser Fleischkonsum in derselben Zeitspanne vervierfachte. Bis 2050 soll er sich laut FAO nochmal verdoppeln.
Soja wird meist in Nord- und Südamerika angebaut, während die Nachfrage aus China und der EU kommt. Nur 0,4 % der weltweiten Soja-Fläche befindet sich laut Donau Soja in der EU! Da wir selbst nicht genug Land für den Anbau von Soja zur Verfügung haben (und die USA kein Soja exportieren), nutzen wir eben das Land in Brasilien und Argentinien dafür - sprich, den Regenwald.
Raubbau an Land, Tierwelt, Wasser und Bevölkerung
Da wir Europäer gerne billiges Schnitzel essen, werden in anderen Ländern der Welt ca. 120 Millionen Hektar der gefährdetsten Ökosysteme dafür abgeholzt. Das Land wird in Weideland für Vieh oder, noch lukrativer, Soja-Anbauflächen umgewandelt. Unsere Nutztiere aus Massentierhaltung fressen also buchstäblich den Regenwald auf!
Vor allem in Südamerika, wo das meiste Soja herkommt, ist die Lage höchst besorgniserregend: Die Anbauflächen für Soja wachsen rasant und erstrecken sich schon jetzt über große Teile von Argentinien und Brasilien - wie z. B. die argentinischen Nebelwälder, den tropischen Regenwald im Amazonas- und Cerradogebiet oder idyllisches Grasland und weite Savannen.
Statistik über die Sojaproduktion in Südamerika. Daten von den Vereinten Nationen: www.fao.org
Die boomende Soja-Landwirtschaft geht auf Kosten der Artenvielfalt im Regenwald, der überdüngten und mit Pestiziden und Nitraten verseuchten Böden, der Qualität des Wassers vor Ort und auch der Gesundheit der indigenen Bewohner von Südamerika. Da immer mehr Land für den Export von Futtermitteln verwendet wird, leiden ca. 60 % der brasilianischen Bevölkerung an Mangelerscheinungen wegen schlechter Ernährung.
Auch das soziale Gleichgewicht wird durch den Soja-Anbau gestört: Ca. 1 - 2 % der Bevölkerung besitzen in Brasilien rund die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen. Argentinien muss immer mehr Lebensmittel importieren, weil das eigene Land für den Anbau und Export von Soja ins reiche Europa „reserviert" ist. Kleine Bauern, die traditionell mehr Menschen beschäftigen als Konzerne, werden vom Markt gedrängt, was die Arbeitslosigkeit steigen lässt. Und immer wieder berichten Dokus von gewaltsamen Methoden, um die Menschen aus den Anbaugebieten zu vertreiben.
Doku - Soja: Der Fleisch gewordene Wahnsinn
Massentierhaltung als großer Klimaverschmutzer
Wir holzen mit dem Anbau von Soja im Regenwald nicht nur „die grüne Lunge" des Planeten ab, die sehr viel CO2 speichert, sondern stoßen durch die intensive, gewinnorientierte Landwirtschaft noch mehr CO2 in die Atmosphäre. Und auch der Export von Soja nach China und Europa geht natürlich nicht spurlos an der Umwelt vorüber. Außerdem ist Soja sehr stickstoffreich, was die Umwelt über die Ausscheidungen der Tiere zusätzlich belastet. Die Massentierhaltung verursacht so weltweit mehr Treibhausgasemissionen als der ganze Verkehrssektor zusammen - je nach Studie bis zu 51 %.
Die herkömmliche Viehzucht geht außerdem extrem verschwenderisch mit unseren Ressourcen um: Um 1 Kilogramm Rinderfleisch zu produzieren, werden ca. 15 kg Futtermittel (wie Soja) und 16.000 Liter Wasser (!) benötigt.
Aus einem Kilogramm Soja lassen sich rund 2 kg Tofu herstellen, jedoch nur 300 g Schweinefleisch. Würden wir die weltweit erzeugten Sojabohnen direkt essen, oder die Anbauflächen z. B. für Kartoffeln oder Erbsen verwenden, könnten wir übrigens alle Menschen auf der Welt locker ernähren!
Filmtipp zur Soja-Krise: Agrokalypse.
Kein Übersee-Soja in der Bio-Tierhaltung!
In der Bio-Tierhaltung in der EU ist der Import von Futtermitteln aus Übersee verboten (Artikel 19 EU-Bio-Verordnung 889/2008): „Im Falle von Schweinen und Geflügel müssen mindestens 20 % der Futtermittel aus der Betriebseinheit selbst stammen oder - falls dies nicht möglich ist - in derselben Region in Zusammenarbeit mit anderen ökologischen/biologischen Betrieben oder Futtermittelunternehmern erzeugt werden." Die meisten Bio-Betriebe streben ohnehin einen Fütterungsanteil von 100 % aus dem eigenen Betrieb an.
Achtung: Regional ist daher nicht unbedingt besser! Bloß, weil im Ort eine Schweinefabrik steht, heißt das nicht, dass diese nicht Futtermittel aus Brasilien importiert. Gleichzeitig sind die Haltungsbedingungen, nur aufgrund der Regionalität, natürlich nicht besser. Bio-Fleisch ist daher immer der Vorzug zu geben - für die Umwelt, die Tiere und die Menschen. Welche großen Unterschiede es zwischen Biofleisch und „normalem" Schweinefleisch gibt, liest du auf unserem Blog!
Wenn Fleisch, dann biologisch ohne Gen-Soja
Was kann die Lösung dieses immensen ökologischen und sozialen Ungleichgewichts sein? Sie fängt damit an, zu verstehen, dass unser Planet unseren Hunger nach tierischen Produkten im jetzigen (und steigenden!) Ausmaß nicht stillen kann. Es sind schlicht nicht genügend Ressourcen wie Land, Futtermittel und Wasser verfügbar.
Wer also nicht auf Fleisch, Milch und Eier verzichten will, sollte seinen Konsum zumindest reduzieren. Würden deutsche Männer ihr Essverhalten an das der Frauen anpassen und weniger Fleisch und dafür mehr Obst und Gemüse essen, könnten laut Weltagrarbericht
• 15.000 km2 Fläche im In- und Ausland,
• 15 Mio. Tonnen Treibhausgase und
• 60.000 Tonnen Ammoniak eingespart werden.
Außerdem solltest du verstärkt auf Bio-Qualität achten: Biologisch aufgezogene Tiere werden nicht mit Gentechnik-Soja gefüttert, das erst um den halben Erdball geflogen wurde. Die Bio-Schweine, die es bei nahgenuss zu kaufen gibt, werden sogar erst geschlachtet, wenn sich vier Käufer für ein Schwein gefunden haben. Alles wird verwertet. Für bewussten und nachhaltigen Fleischkonsum!