Antibiotika im Fleisch: Bio-Erzeugnisse deutlich im Vorteil
Der Einsatz von Antibiotika ist in der industriellen Massentierhaltung weit verbreitet. Oft ist ihre Verabreichung unumgänglich, da sich ansteckende Krankheiten unter den eng aneinander gedrängten Tieren rasch ausbreiten können. Häufig werden ganze Tierbestände behandelt - zum Teil mehrmals bis zur Schlachtung. Daraus resultieren nicht nur Antibiotikarückstände im Fleisch, sondern auch multiresistente Bakterien, die zu einem ernsten Gesundheitsrisiko werden können.
Warum werden in der Landwirtschaft so viele Antibiotika eingesetzt?
In der industriellen Massentierhaltung geht es vor allem um schnelle und hohe Leistung. Die Tiere sollen auf möglichst wenig Platz möglichst rasch wachsen und Gewicht zulegen, Eier legen oder Milch geben. Sie erhalten das falsche Futter, haben kaum Bewegung und keinen Auslauf. Bei dieser Haltungsform bleibt das Tierwohl auf der Strecke und Erkrankungen häufen sich. Doch statt Haltungs- und Versorgungsmängel zu beseitigen, versuchen die Betriebe, die Bestandsgesundheit mit umfangreichen Antibiotikaanwendungen zu erhalten.
Video: Killer-Keime - Gefahr aus dem Tierstall | Doku HD Reupload | ARTE
Was ist das Gefährliche an Antibiotika im Fleisch?
Aus toxikologischer Sicht sind Antibiotikarückstände in Lebensmitteln unbedenklich. Die Menge ist mittlerweile so gering, dass Deine Gesundheit nicht beeinträchtigt wird. Allerdings führt der übermäßige Einsatz der Medikamente in der Tierhaltung zur Bildung und Vermehrung multiresistenter Keime (siehe auch hier). Schon minimale Rückstände im Fleisch führen zu einem erhöhten Selektionsdruck. Empfindliche Bakterien werden abgetötet, während resistente sich ungehindert ausbreiten können.
Durch Hygienemängel bei der Schlachtung oder im Verarbeitungsbetrieb können multiresistente Bakterien Fleisch- und Wurstprodukte oder die Milch kontaminieren. Werden die Nahrungsmittel anschließend nicht ausreichend erhitzt, gelangen die Keime in den Körper. Dort können sie gefährliche Infektionen auslösen, die nur schwer behandelbar sind, weil die üblichen Medikamente nicht mehr wirken.
Selbst Vegetarier und Veganer dürfen sich nicht sicher fühlen. Auch auf Gemüse wurden schon resistente Bakterien gefunden. Ein Wunder ist das nicht. Die Keime werden über die Abluft der Ställe ins Freie getragen oder zusammen mit der Gülle auf die Felder aufgebracht. Von dort aus gelangen sie durch Abdrift ins Oberflächenwasser und über dieses sogar in den Trinkwasserkreislauf.
Auslauf und viel Platz für die Tiere: In der Bio-Landwirtschaft sind die Tiere deutlich gesünder. Der Einsatz von Medikamente ist nur mehr in Ausnahmefällen nötig.
Welche Vorteile bietet die Bio-Landwirtschaft gegenüber der konventionellen Tierhaltung?
Der schnellste Weg aus dem Antibiotikadesaster führt über tiergerechte Haltungsbedingungen, wie sie die Bio-Landwirtschaft bietet. Dazu gehören beispielsweise:
- ein kontrolliertes Stallklima (z. B. Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Konzentration schädlicher Gase),
- mehr Platz für die Tiere, bestenfalls Freilandhaltung,
- eine gute Hygiene,
- sauberes Trinkwasser und
- regelmäßige tierärztliche Kontrollen.
Die Auswahl der Tierrassen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Die herkömmliche Landwirtschaft setzt auf Tiere aus Hochleistungsrassen, die innerhalb kürzester Zeit schlachtbereit sind oder besonders viel Milch geben, aber eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit aufweisen.
Bio-Landwirte und Bio-Landwirtinnen halten bevorzugt einheimische Tierrassen, die optimal an die regionalen Umweltbedingungen angepasst, sehr robust und weniger stress- und krankheitsanfällig sind. Auch das senkt den Antibiotikaverbrauch.
Der Einsatz von Antibiotika lässt sich auch in der Bio-Landwirtschaft nicht ganz vermeiden. Schließlich wäre es Tierquälerei, einem erkrankten Tier die Behandlung zu verwehren. Die Medikamente kommen jedoch viel seltener zur Anwendung, da Krankheiten durch die besseren Haltungsbedingungen nur vereinzelt auftreten. Nach dem Einsatz von Medikamenten darf das Fleisch eine Zeitlang nicht verkauft werden.
Wenn Fleisch - dann am besten aus biologischer Landwirtschaft
Möchtest Du Fleisch ohne Antibiotikarückstände genießen, empfiehlt es sich, direkt beim Bio-Bauern einzukaufen. Damit trägst Du gleichzeitig zum Tierwohl und zum Umweltschutz bei und unterstützt regionale Bauern.